Geschichte der Rockmusik

Die Wiener Philharmoniker: Österreichs musikalisches Aushängeschild

Wann immer i an klassische Musik denk‘, und speziell an den Klang Österreichs, kummt ma sofort a Name in den Sinn: die Wiener Philharmoniker. Des is ned nur a Orchester, des is a Institution, a weltweites Phänomen und, ja, des musikalische Aushängeschild unserer Alpenrepublik. Seit ihrer Gründung im Jahr 1842 haben sie sich einen Ruf erspielt, der seinesgleichen sucht. Ihre Musik berührt Millionen, ob im goldenen Saal des Musikvereins oder live übertragen in Wohnzimmer auf der ganzen Welt. Für mi als Musiknarr, der sich gern zwischen Balkan-Rhythmen und Stockhausen bewegt, san die Philharmoniker a faszinierendes Beispiel dafür, wie Tradition und höchste Kunstfertigkeit a lebendige, atmende Einheit bilden können.

Von Nicolai bis heute: Eine bewegte Orchestergeschichte

Die Wurzeln dieses Ausnahmeorchesters reichen tief ins 19. Jahrhundert zurück. Es war der 28. März 1842, als der Komponist Otto Nicolai, den viele vielleicht von seiner Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ kennen, den Mut hatte, ein unabhängiges Orchester ins Leben zu rufen. Die Idee war revolutionär: Ein Orchester, das sich selbst verwaltet, demokratisch über seine Angelegenheiten entscheidet und dessen Mitglieder ausschließlich aus den Reihen des Hofopernorchesters (der heutigen Wiener Staatsoper) stammen. Schon 1833 gab’s mit Franz Lachners „Künstlerverein“ einen Vorläufer, aber erst Nicolais Initiative legte den Grundstein für die heutige Institution. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Nicolais Weggang fand das Orchester unter Otto Dessoff ab 1860 zu neuer Stärke. Dessoff war’s auch, der den Umzug in den legendären Goldenen Saal des Wiener Musikvereins im Jahr 1870 organisierte – jenen Ort, dessen Akustik bis heute als Maßstab gilt und untrennbar mit dem Klang der Philharmoniker verbunden ist.

Die Liste der Dirigenten, die am Pult der Philharmoniker standen, liest sich wie das ‚Who is Who‘ der Musikgeschichte. Nach den frühen Jahren mit festen Abonnementdirigenten wie Hans Richter, Gustav Mahler (der von 1898 bis 1901 wirkte) oder Felix Weingartner, etablierte sich ab 1933 das System der Gastdirigenten. Persönlichkeiten wie Arturo Toscanini und Wilhelm Furtwängler prägten diese Ära maßgeblich. Später folgten Legenden wie Herbert von Karajan, Karl Böhm, Leonard Bernstein – der 1966 debütierte und später Ehrenmitglied wurde, unvergessen seine Mahler-Interpretationen – bis hin zu heutigen Größen wie Daniel Barenboim oder Andris Nelsons. Diese Vielfalt an musikalischen Leitern hat das Orchester stets gefordert, inspiriert und seinen Klangfacettenreichtum weiterentwickelt. Es war auch in dieser Zeit, dass das Orchester Uraufführungen von Meistern wie Brahms und Bruckner spielte und so Musikgeschichte mitschrieb.

Doch die Geschichte der Philharmoniker ist nicht nur von Glanz und Gloria geprägt. Die dunklen Jahre des Nationalsozialismus hinterließen auch hier tiefe Spuren. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde der Verein kurzzeitig aufgelöst, sein Vermögen beschlagnahmt. Nur durch Interventionen, unter anderem bei Propagandaminister Goebbels, konnte die Auflösung rückgängig gemacht werden. Der Preis war jedoch hoch: Der Verein behielt zwar eine gewisse Selbstständigkeit, musste sich aber der Aufsicht des Regimes unterstellen und seine Satzungen anpassen. Die Aufarbeitung dieser Zeit, insbesondere die Verstrickung in das NS-Regime und die Verfolgung jüdischer Mitglieder, ist ein wichtiges Kapitel, das erst in den letzten Jahrzehnten intensiver beleuchtet wurde. Es zeigt, dass auch große Kulturinstitutionen nicht im luftleeren Raum existieren.

Umso bemerkenswerter ist die Resilienz des Orchesters. Kaum war Wien im April 1945 befreit, kehrten die Philharmoniker mit zwei Konzerten zurück auf die Bühne – ein kraftvolles Zeichen des kulturellen Neubeginns und des ungebrochenen Lebenswillens. Sie erlangten ihre volle Unabhängigkeit zurück und knüpften an ihre künstlerische Mission an, die sie bis heute verfolgen: Musik auf höchstem Niveau zu interpretieren und Menschen damit zu bewegen.

Der unverwechselbare Klang und seine Geheimnisse

Was macht den Klang der Wiener Philharmoniker so besonders, so unverkennbar? Es ist eine Melange aus mehreren Faktoren. Da sind zum einen die Instrumente selbst. Anders als viele internationale Orchester halten die Wiener an spezifischen Bauweisen fest: die Wiener Oboe mit ihrem etwas dunkleren, wärmeren Ton, das Wiener Horn (ein Ventilhorn in F), das einen weicheren, runderen Klang erzeugt, oder auch spezielle Pauken und Trompeten. Diese Instrumente sind keine musealen Relikte, sondern integraler Bestandteil einer bewusst gepflegten Klangästhetik. Man sagt, sie ermöglichen ein besonders verschmelzendes, homogenes Klangbild.

Zum anderen ist es die Spielweise, eine über Generationen weitergegebene Tradition. Das berühmte Wiener Vibrato bei den Streichern, die besondere Art der Phrasierung, das Augenmerk auf Klangfarben – all das trägt zum spezifischen „Wiener Klang“ bei. Es ist weniger eine Frage technischer Perfektion um jeden Preis, sondern vielmehr ein tiefes Verständnis für die musikalische Seele der Werke, insbesondere der Wiener Klassik und Romantik. Mehr über die einzigartigen Instrumente und die Orchesterstruktur kann man auf Seiten wie Wikibrief nachlesen, wo die Besonderheiten detailliert beschrieben werden.

Die hohe Qualität und Kontinuität wird auch durch das Rekrutierungssystem gesichert. Musikerinnen und Musiker können nur dann Mitglied der Wiener Philharmoniker werden, wenn sie bereits im Orchester der Wiener Staatsoper spielen und dort ein strenges Aufnahmeverfahren durchlaufen haben. Erst nach einer Probezeit im Staatsopernorchester können sie sich um die Aufnahme in den privaten Verein der Wiener Philharmoniker bewerben. Dieses System garantiert nicht nur technische Exzellenz, sondern auch eine tiefe Vertrautheit mit dem Repertoire und dem spezifischen Stil des Orchesters.

Mehr als nur Musik: Kulturelle Botschafter auf globaler Bühne

Weltweite Berühmtheit erlangten die Philharmoniker nicht zuletzt durch das Neujahrskonzert. Was 1939, mitten in einer dunklen Zeit, als Konzert mit Werken von Johann Strauss begann, hat sich zu einem globalen Medienereignis entwickelt. Jedes Jahr am 1. Jänner senden die Philharmoniker musikalische Grüße aus dem prachtvoll geschmückten Goldenen Saal in die Welt hinaus. Die Walzer und Polkas der Strauss-Dynastie, oft untermalt von Balletteinlagen, sind zu einem Symbol für Hoffnung, Lebensfreude und natürlich für Wien und Österreich geworden. Die Geschichte dieses Konzerts ist eng mit der des Orchesters verwoben, wie man auf der Seite Geschichte Österreichs nachlesen kann.

Aber nicht nur zu Neujahr präsentieren sich die Philharmoniker einem Millionenpublikum unter freiem Himmel. Das jährliche Sommernachtskonzert im Park von Schloss Schönbrunn ist ein weiteres Highlight im Wiener Kulturkalender. Dieses Gratis-Konzert zieht hunderttausende Besucher an und wird ebenfalls international übertragen. Das Programm ist oft eine Mischung aus populären Klassikern und entdeckenswerten Stücken, wie etwa 2024 unter Andris Nelsons mit Werken von Verdi, Wagner, Smetana und sogar Schostakowitsch. Mit Stargästen wie der Sopranistin Lise Davidsen wird hier Klassik auf höchstem Niveau einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Solche Ereignisse, oft auch als Aufnahmen erhältlich wie die Blu-ray des Sommernachtskonzerts 2024, unterstreichen die Rolle des Orchesters als kultureller Botschafter.

Die kulturelle Bedeutung der Wiener Philharmoniker manifestiert sich sogar in Edelmetall. Seit 1989 gibt die Münze Österreich die „Wiener Philharmoniker“-Anlagemünze heraus, zunächst in Gold, seit 2008 auch in Silber. Sie zeigt auf der einen Seite Instrumente des Orchesters und auf der anderen die Orgel des Goldenen Saals. Diese Münze ist eine der meistverkauften der Welt und trägt den Namen des Orchesters buchstäblich in alle Welt – ein ungewöhnliches, aber starkes Symbol für den Wert, den dieses Orchester für Österreich darstellt.

Trotz ihres Ruhms und ihrer Tradition standen die Philharmoniker auch immer wieder in der Kritik. Insbesondere die späte und zögerliche Aufnahme von Frauen ins Orchester (die erste feste Musikerin wurde erst 1997 aufgenommen) sorgte für langanhaltende Debatten. Auch die bereits erwähnte Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zeigt, dass sich das Orchester seiner historischen Verantwortung stellen muss. Diese Aspekte gehören zur vollständigen Geschichte dazu und zeigen, dass auch ein Weltklasse-Orchester ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen ist.

Die enorme Bekanntheit der Wiener Philharmoniker schlägt sich sogar in der deutschen Sprache nieder. Im Duden, dem Standardwerk der deutschen Rechtschreibung, werden „die Wiener Philharmoniker“ als Beispiel für die Verwendung des Begriffs „Philharmoniker“ angeführt. Das mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, unterstreicht aber, wie tief dieser Name im kollektiven Bewusstsein verankert ist. Sie sind eben nicht irgendein Orchester, sie sind die Philharmoniker.

Ein Orchester, das die Seele Österreichs widerspiegelt

Die Wiener Philharmoniker sind für mich weit mehr als die Summe ihrer Teile – mehr als exzellente Musikerinnen und Musiker, edle Instrumente und berühmte Dirigenten. Sie verkörpern ein Stück österreichische Identität, eine Brücke zwischen imperialer Vergangenheit und moderner Kulturnation. Ihr Klang hat etwas Zeitloses, er kann ebenso festlich und glanzvoll wie tiefgründig und melancholisch sein – a bisserl wie die Wiener Seele selbst, möcht‘ i meinen. In ihrer Musik schwingt die Geschichte mit, die Freude und das Leid, die Eleganz und die Abgründe. Sie schaffen es, durch ihre Interpretationen immer wieder aufs Neue zu berühren und zu begeistern, eine Verbindung herzustellen, die über alle Grenzen hinweg funktioniert. Genau das ist es, was Musik für mich ausmacht: Sie erzählt Geschichten, sie verbindet Welten. Und die Wiener Philharmoniker? Sie sind zweifellos eine der schönsten und kraftvollsten Stimmen in diesem globalen Konzert.