Gemeinhin versteht man unter dem Begriff „zeitgenössisch“ die derzeitige, aktuelle Kunst und Musik. Da aber auch die Zeit voranschreitet, verändert sich meist der Inhalt dessen, was gerade als zeitgenössisch angesehen wird. Derzeit wird unter zeitgenössisch entweder alles an Musik nach dem zweiten Weltkrieg oder aber bei einem etwas moderneren Verständnis die Musik seit den 70er Jahren verstanden. In beiden Fällen handelt es sich dabei im Wesentlichen um klassische Musik. Die Unterhaltungsmusik ist per se zeitgenössische, weil sie selten für längere Zeit Bestand hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die Musikrichtungen in den USA und Europa in unterschiedliche Richtungen. Während im Bereich der klassischen Musik die europäischen Musik an die experimentelle und Neue Musik vor dem Krieg anknüpfte, suchten die Amerikaner völlig neue Wege.
In Europa hatte die klassische Musik ihre neuen Impulse vor allem von Arnold Schoenberg und Anton Webern bekommen. Sie versuchten, eine neue, ganzheitliche Musik zu finden. Ihre Schüler wandten sich aber von der Zwölftonmusik ab und versuchten eine neue ästhetische Philosophie der Musik zu formulieren. Dabei versuchte viele auch die Töne neue zu ordnen, aber eben nicht wie bei Schönberg.
In Amerika stellte man die Notationen überhaupt in Frage. Auch Wiederholungen wurden als nicht notwendig erkannt, ebenso hielt man sich nicht an Regeln, was bestimmte Längen angeht. Interessanterweise war der Einfluss der Schönbergschen Zwölftonmusik in den USA aber sehr groß. Die bekanntesten Künstler der Nachkriegsperiode in Amerika waren Milton Babbit, Elliot Carter, Henry Cowell, Philip Glass, Steve Reich und Georg Rochberg.
In Europa waren die meistgehörten Namen Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, und Luigi Nono. Zwei weitere Musiker werden ebenfalls dem Serialismus zugeordnet, bleiben aber noch weitgehend im traditionellen musikalischen Bereich bestehen: Benjamin Britten und Dmitri Schostakovic.
Der Serialismus als neue Form der Musik war sowohl in Amerika als auch in Europa zu finden. Er galt als die Grundlage der zeitgenössischen Musik überhaupt. Während manche Komponisten geordnete Sest benutzen, verwendeten andere keine Ordnung. Ein Basis für viele war die Zwölftonmusik.
In Dänemark und Deutschland entwickelte sich auch noch eine Musikform, die Neue Einfachheit (New Simplicity). Einer der prominentesten Vertreter ist der Komponist Wolfgang Rihm, dessen Werke sich an die Romantik und den Expressionismus gleichzeitig anlehnten. Deswegen wurde die Bewegungen auch Neue Romantik oder New Inwardness gewandt. Diese Komponisten versuchten aus dem Inneren der eigenen Person Neues zu schaffen. Daraus entwickelte sich dann auch der Heilige Minimalismus in Polen und weil jede Bewegung auch eine Gegenbewegung hat, wurde die Neue Komplexität in den vergangenen Jahren ins Leben gerufen, eine Musikform, die aber noch sehr in der Avantgarde verborgen ist. Sie ist atonal, dissonant und sehr abstrakt und für den gemeinen Zuhörer sehr fremd klingend. Aber zeitgenössische Musik will ja nicht gefallen, sondern neue Wege gehen und Grenzen überschreiten.